Nachdem wir uns in Norwegen vorerst von unserer Reisebegleiterin Aris verbschiedet haben fahren wir nun auf der "Northern Lights Route" Richtung Finnland
Als wir die Grenze erreichen und uns dem finnischen Grenzposten nähern sind wir angespannt, denn nachdem wir im letzten Jahr schon nicht einreisen durften und auch jetzt die Vorschriften nicht so ganz eindeutig waren wird es nun spannend. Wir werden gefragt ob wir geimpft sind, das verneinen wir und der Grenzbeamte sagte daraufhin das wir nicht einreisen dürften. Unsere Stimmung sank gegen Null. Wir machten den Beamten auf einen Bericht im Internet aufmerksam und nach kurzer Rücksprache mit seinem Kollegen dürfen wir dann doch einreisen, da für einige Länder der EU noch eine Ausnahme gilt, darunter auch Deutschland. Wir waren nun überglücklich nach fast zwei Jahren wieder in unserem Lieblingsland zu sein.
Kurz danach begrüßt uns ein Rentierbulle, das erste Rentier, dass wir seit Wochen wieder sehen, auch das Wetter wird etwas freundlicher, ab und zu sieht man sogar die Sonne, wir sehen es als Willkommenszeichen! Es geht nun im "Finnischen Daumen" weiter entlang der "Northern Light Route" ins Herz von finnisch Lappland.
Unser erster Übernachtungsplatz, ein kleines Birkenwäldchen, liegt direkt am Ufer des Grenzflusses, auf der anderen Seite liegt Schweden.
Die "Sturmbock-Stellung" bei Järämä ist eine Verteidigungsanlage der deutschen Wehrmacht aus dem 2. Weltkrieg. Die Stellung liegt oberhalb der heutigen E8, einer wichtigen Verbindung von Westfinnland nach Norwegen und diente zum Schutz der Eismeerhäfen im besetzten Norwegen.
Ein kleines Museum gibt einen Überblick über die Anlage und einige Fundstücke.
Man kann die gut erhaltenen und gepflegten Schützengräben ablaufen und Unterstände, Geschützstellungen, Beobachtungsposten und die Kommandostellung besichtigen.
Panzerabwehrgeschütz
Einblick in die teilweise splittergeschützten Unterkünfte für die stationierten Soldaten. 8 bis 10 Soldaten waren in so einer engen Behausung untergebracht, ein kleiner Ofen sorgte für etwas Wärme in der strengen harten Winterzeit.
Der Grillplatz am Vogelbeobachtungsturm Sotkajärvi ist einer unserer Lieblingsplätze in Finnland. Schutzhütte, Feuerstelle, Holz, Trockenklo und Sitzmöglichkeiten - alles ist da und lädt zu einem schönen Abend am Feuer ein.
Es gibt mehrere Naturzentren in Lappland. Dieses hier beherbergt u.a. eine kleine Ausstellung, man kann sich vielseitig über die hiesige Vogelwelt und das Leben der Samis, der Urbevölkerung im hohen Norden Europas informieren.
Dargestellt ist Leben der Sami im Laufe der Jahreszeiten. Man kann die prächtige und farbenfrohe Festtagskleidung der Sami bestaunen. Am Stil der Kleidung können Eingeweihte auch die Herkunft der jeweiligen Person erkennen; die Farben, die sich an Kleidung, Schmuckbändern, Zierborten und auch in der Sapmi-Flagge finden haben verschiedene Bedeutungen. So steht blau für den Himmel, gelb für die Sonne, rot für das Feuer und grün für die Erde. Im Alltag trägt man heute gewöhnliche Kleidung, trotzdem kann man die Sami oft auch an kleinen Ausrüstungsdetails wie Messer, Stulpenstrümpfe, Gürtel oder Schmuck erkennen.
Traditionell ist die Kleidung aus natürlichen Materialien wie Wolle, Leder und Fell gefertigt. Gut isolierend und wärmend muss es sein, denn Temperaturen zwischen minus 20 und 40 Grad sind im Winter normal.
Hier kann man auch einen Blick in eine traditionelle Kota werfen, in das klassische Zelt der nomadisierenden Sami.
Kleine Alltagsgegenstände aus Leder, Holz und Fell veranschaulichen die Lebensweise der Sami.
Das Naturzentrum ist gleichzeitig Startpunkt für einige Wanderungen in die Umgebung. An einer großen Feuerstelle kann man nach einer Wanderung den Tag ausklingen lassen.
Rentierzucht ist uralte Samitradition und wird schon seit mehreren Tausend Jahren betrieben, früher nomadisierend, heute mit Hilfe moderner Technik. Das Rentier war die wesentliche Lebensgrundlage des nordischen Volkes, es lieferte Fleisch, Kleidung, Werkzeug und war für das Leben der Sami unverzichtbar. Auch heute noch hat das Rentier eine sehr hohe Bedeutung für die samische Kultur. Die meisten Sami arbeiten heute in modernen Berufen, dennoch sind etwa zwei Drittel aller Sami weiterhin mit der Rentierzucht verbunden, sei es, dass sie selbst Rentierzucht betreiben oder nur Besitzer von Rentieren sind und ihre Tiere in Obhut gegeben haben, sei es, dass sie mit der Vermarktung von Fleisch und Fell befasst sind oder mit der künstlerischen Verarbeitung von Fell, Knochen und Gehörn oder dass sie im touristischen Bereich tätig sind. Rentiere leben frei in der Natur und werden nur zur Rentierscheidung zusammengetrieben, dann werden die Tiere gezählt, aussortiert zur Schlachtung, die Kälber bekommen die typischen Zeichen ihrer Besitzer ins Ohr markiert, oder der Tierarzt schaut bei Bedarf nach den Tieren.
Der Besuch des Weihnachtsmanndorfes ist eines der Highlights am Polarkreis hier in Finnland.
ARCTIC CIRCLE 66° 32' 35" Rovaniemi / Finnland
Die meisten Touristen die hier vorbei kommen, unter ihnen auch eine Vielzahl mit Reisebussen, halten hier an. Und sie besuchen den Weihnachtsmann, um sich mit ihm fotografieren zu lassen; in zahllosen Shops kann man Souvenirs aller Art erwerben oder einfach nur stöbern und es gibt Feines für den Gaumen. Immer wenn uns unser Weg weiter hoch in den Norden führt, so wie dieses Jahr wieder, machen auch wir hier halt.
In der Poststelle kann man Weihnachtspost von Kindern aus aller Welt an den Weihnachtsmann sehen, man kann Karten kaufen und Grüße nach Hause schicken, man kann auch Weihnachtspost und Weihnachtspäckchen hier im Sommer absenden und die sind dann pünktlich zu Weihnachten in der Heimat. Eine tolle Überraschung! Immer ist hier oder war hier Trubel...
Aber heute ist es alles anders, der Coronastillstand hat seine Spuren hinterlassen, es gibt keine anhaltenden Reisebusse mehr, nur einige Wohnmobile und PKWs. Etliche der Shops sind geschlossen, ebenso das Cafe und auch die Weihnachtsmannpost, sehr sehr schade! Die leeren Geschäfte und die verödeten Flächen hinterlassen einen sehr traurigen Eindruck.
Lastenlampi ist ein sehr liebevoll gestalteter Platz an einem großem Teich im Wald. Einfach nur schön !!!
Wie meist üblich in Finnland ist auch dieser Platz mit einer Feuerstelle, Holzvorrat einer Axt und Säge ausgestattet. Des weiteren gibt es hier Unterstände, eine Hütte fürs Holz zum trocken lagern und ein sehr interessantes Trockenklo das auch für Menschen mit Behinderung geeignet ist !
Man kann in unmittelbarer Nähe Blaubeeren finden und auch Rentier kommen ab und zu vorbei.
traumhafte Abendstimmung am Lastenlampi
Ruka, der kleine Wintersportort nördlich von Kuusamo ist bekannt als Austragungsort zahlreicher Wintersport Wettkämpfe: im Skispringen, in nordischer Kombination und im Skilanglauf treffen sich hier die Sportler aus aller Welt und kämpfen um Medaillen.
Da der Winter hier oben in Lappland sehr frühzeitig kommt und die Temperaturen sehr schnell im Jahr die Voraussetzungen für guten Wintersport bieten, findet oft das Eröffnungsspringen des Skisprung-Weltcups von Kuusamo hier in Ruka statt. In unmittelbarer Nähe des Schanzenauslaufs befinden sich die Vorbereitungs-Container der einzelnen Teilnehmerländer. Wir sehen auch sofort die der finnischen Springer für die wir natürlich schon seit Jahren die Daumen drücken. Leider lässt der Erfolg der vergangenen Jahre nach dem Karriereende von Jane Ahonen, ihrem Rekord Springer, noch auf sich warten.
Der Oulanka-Nationalpark bei Kuusamo, nahe der russischen Grenze ist bekannt für seine schönen Wanderwege. Der bekannteste ist die "Bärenrunde" ein langer Rundwanderweg, der allerhand zu bieten hat. Wildwasser, Hängebrücken, eine historische Wassermühle, Stege und Treppen und natürlich zahlreiche Feuerstellen in wunderschöner grüner ursprünglicher Natur erwarten den Wanderer.
Auf den ersten Kilometern und bei der Überquerung zweier Hängebrücken, unter denen Stromschnellen entlang fließen, sehen wir immer wieder kleine Gruppen, die mit Rafting-Booten den Fluss befahren.
Auch wir machen uns auf den Weg und wollen einen Teil der Bärenrunde erkunden. Wir sind etwas spät hier angekommen und es ist Regen angekündigt, so dass wir eine größere Tour nicht mehr starten wollen. Schon die ersten Kilometer gefallen uns so gut, dass wir zumindest die "kleine Bärenrunde" noch machen möchten.
Übrigens die gesamte Bärenrunde ist etwas über 80 Kilometer lang.
Überall unterwegs finden wir bestens ausgestattete Grillplätze und Schutzhütten, die zum verweilen, grillen oder auch übernachten einladen. Man muss nur seinen persönlichen Bedarf mitbringen - ankommen, Feuer machen, die eigenen Würste auf die vorhandenen Spieße stecken, braten und - fertig!
Unterwegs fängt das Wetter an zu kippen, so wie schon öfters in diesem Sommer und es beginnt zu regnen. Der Regen wird immer stärker, so das wir uns entscheiden umzukehren, aber wir kommen wieder. Mit mehr Zeit und hoffentlich auch besserem Wetter...
Im Osten Finnlands findet man immer wieder kleine und sehr gepflegte Gedenkstätten, die an die Opfer des finnisch-sowjetischen Winterkrieges erinnern. Vom November 1939 bis März 1940 wurde hier heftig um Gebiete Kareliens gekämpft, die sowjetische Armee wollte hier zu Beginn des zweiten Weltkrieges aus strategischen Gründen Gebiete erobern, die die Finnen jedoch mit hohen Verlusten nur teilweise sichern konnten.
Diesen schönen Campingplatz besuchen wir, da bei Langzeitreisen ja auch mal "große Wäsche" ansteht und hier steht uns eine Waschmaschine zur Verfügung. Wir kennen diesen Platz schon aus der Vergangenheit, bei unserer Radtour haben wir hier mit Zelt eine Nacht verbracht und diesen Platz auch schon oft zur Ver- bzw. Entsorgung angefahren.
Nilimella ist ein gepflegter Campingplatz mit allem, was das Herz begehrt: Servicegebäude mit Küche, Dusche/WC, Waschmaschine und Trockner, Feuerstelle mit Holz, viel Platz mit und ohne Schatten und kleine Hütten oder auch größere Bungalows, die sogar eine eigen Sauna haben.
Hier an diesem gastlichen Ort machen wir immer Halt, egal ob es nach Süden oder Norden geht, so wie viele andere Reisende auch, der Parkplatz ist immer gut gefüllt. In dem gemütlichen Cafe mit unvermeidlichem Souvenirverkauf kann man sehr leckere Lomper mit Schlagsahne, Eis und Marmelade essen und natürlich eine Kaffee dazu trinken. Lomper sind im Prinzip Crepes, aber hier in Finnland sind es eben Lomper!
Kala Kauppa - eine Möglichkeit, herrlichen geräucherten Fisch, gefangen vor Ort, zu kaufen und zu genießen - ein Stopp hier ist genauso wie Hariannas Cafè ein unbedingtes Muss für uns.
Auch Arjas Sami-Shop mit vor allem selbst handgefertigtem Schmuck und Lapplandsouvenirs gehört zu unseren unbedingten Haltepunkten, hier schauen wir immer vorbei
Tankavaara, das Goldgräberdorf direkt an der E75 hat für Abenteurer viel Interessantes zu bieten. Hier im Norden Finnlands, im Raum Ivalojoki und Lemmenjoki wurde vor etwa 150 Jahren Gold gefunden und das löste einen regelrechten Goldrausch aus. In Tankavaara, einem der ursprünglichen Zentren des Goldrausches kann man heute viel über diese Zeit HIER und die Suche nach Gold im allgemeinen erfahren.
Man fühlt sich zwischen den Gebäuden und den vielen Goldgräberutensilien wie in die großen Zeiten der Goldsuche in Lappland, Kalifornien oder Alaska versetzt. Als Besucher kann man hier selbst Gold waschen, oder aber einfach nur ein bisschen Goldstaub kaufen.
Im hiesigen Goldmuseum, dem einzigen dieser Art weltweit?, kann man sich sehr anschaulich über diese Zeit und die Goldsuche auf der ganzen Welt informieren.
Dieses kleine sechseckige Blockhaus war eine originale Goldgräberhütte. Sie wurde abgebaut und hier im Museum wieder aufgebaut und diente als Startgebäude des heutigen Goldmuseums.
Kurioses gibt es hier natürlich auch zu sehen - Typisch finnisch
Da staunten wir nicht schlecht, eine Sauna in finnisch - ostdeutscher Koproduktion
Auch heute noch wird in dieser Gegend nach Gold gesucht, meist in alt herkömmlicher Weise. Nur ein paar Meter von der Straße weg stoßen wir auf so eine Schürfstelle, allerdings ist niemand bei der Arbeit. Trotzdem ist nichts versperrt, so dass wir uns in aller Ruhe umschauen kann. Wir haben etwas abseits der E75 einige Stellen gesehen, an denen heutige "Goldgräber" aktiv sind.
Zwischen Ivalo und Inari liegt direkt an der Europastraße die Karhu-Tupa, die Bärenhütte, direkt am Beginn des Aufstiegs zur Bärenhöhle. Hier in der Karhu-Tupa kann man Kaffee trinken, Eis oder warme Suppe essen und natürlich die unvermeidlichen Souvenirs kaufen oder sich mit einem ehemaligen echten Bären ablichten lassen.
Frisch gestärkt kann man nun die über 300 Stufen hinauf gehen und zur geologisch interessanten Bärenhöhle aufsteigen. In den riesigen Stein, in dem sich die Höhle befindet kann auf den Knien hineinkriechen, drinnen jedoch ist es geräumig und man kann stehen. Die Innenwände der Höhle sind übersät von kleinen Aushöhlungen, die die ganze Fläche wie Bienenwaben bedecken, durch Auswaschungen des unterschiedlich festen Materials sollen die Aushöhlungen entstanden sein.
entlang des Weges bekommt man auf Informationstafeln noch Aufklärung zu den hiesigen Pflanzen und Tieren
Oberhalb der Höhle kann man nach ein paar Metern Weg noch von einer Aussichtsplattform einen Blick auf den berühmten Inarisee in der Ferne werfen
In der Nähe von Inari gibt es eine kleine Holzkirche mitten im Wald, nur zu Fuß ist sie auf einem landschaftlich sehr schönen Wanderweg zu erreichen. Man nennt diese Kirche Einöd-Kirche, da sie inmitten der Einsamkeit im Gebiet des Inarisees liegt. Sie gehört zu den ältesten Gebäuden Lapplands und wurde Mitte des 18.Jahrhunderts erbaut.
Unterwegs zur Kirche müssen wir auch Rentiersperren "überwinden", wir sehen riesige Findlinge - Zeugen der Eiszeit - kommen an kleinen Seen und Wasserläufen vorbei und überqueren auf Bohlenwegen mooriges Gelände
Schließlich erreichen wir nach ein paar Kilometern die kleine Kirche, die auf einer Lichtung schon vom Waldrand aus zu sehen ist.