wieder einmal müssen wir unsere Pläne ändern

  Ungarn  

 

nachdem uns die Nachricht ereilte, dass Ungarn die Grenzen wieder schließt  und es nicht mehr viel Zeit bis dahin ist, müssen wir wieder einmal unsere Reisepläne ändern. Wir beschließen, uns auf den Weg zu machen in Richtung ungarische Grenze und so leider nach einem sehr kurzen Aufenthalt die Slowakei wieder zu verlassen. Wir wollen aber später auf der Rückreise aus dem Süden Europas nochmals die Slowakei besuchen. Die letzten Kilometer Richtung Ungarn sind wir ganz allein auf der Autobahn und machen uns so unsere Gedanken, aber es gibt keine Grenzkontrollen, kein Mensch ist hier. Nicht mal eine Vignette kann man hier kaufen, man verweist uns an die nächste Tankstelle. Egal, wir haben es geschafft, wir sind in Ungarn! Nun bleibt abzuwarten, wie es weitergeht, ob sie uns gewähren lassen oder wieder rausschmeißen. Nun haben wir eine Startbasis für die Weiterreise nach Rumänien. Aber erstmal wollen wir uns Ungarn anschauen.

am Rande eines kleinen Dorfes unterhalb der Burg Boldogkö im Grünen finden wir einen sehr schönen Platz.Wir haben gut geschlafen, die Luft ist ziemlich warm, aber hier am Berg weht immer ein gutes Lüftchen, das macht es angenehm. Es ist so schön hier im Grünen am Fusse der Burg, dass wir beschließen den ganzen Tag und noch eine Nacht hier zu bleiben, wenn uns keiner vertreibt. Das Freistehen ist in Ungarn wie in fast allen Ländern nicht gestattet, wird aber zum Teil geduldet, je nach dem, wo man ist und steht.

Wir sind in der Weinregion rund um Tokaj

Die Landschaft ist grün und hügelig, die ersten Rebstöcke tauchen auf und kurz darauf sind wir in dem kleinen Städtchen Tokaj, das für seinen süßen schweren Wein weltbekannt ist.

Wir schlendern ein bisschen durch Tokaj, hinunter zur Tisza oder Theiß, wie der Fluss auf deutsch heißt. Der Ort selber lebt zum größten Teil nur noch vom Charme vergangener Zeiten, die meisten Häuser wirken leider etwas vernachlässigt, aber es gibt einige hübsche kleine Details zu entdecken. Auf dem Hauptplatz steht eine riesige Säule, auf der Stephan I., der erste ungarische König steht. Ein Tokajer Museum gibt es hier und eine kleine neckische Statue, die einen weintrunkenen Glückseligen darstellt, sehr hübsch. In Tokaj selbst fühlen wir uns ein bisschen an die Mosel versetzt. Jedes zweite Haus bietet Wein zum kaufen, zum verkosten an und hat eine Straussenwirtschaft oder einen offenen Weinkeller.

In einen Keller steigen wir hinab und kosten ein kleines Gläschen von dem köstlichen Tropfen, der wirklich sehr gut schmeckt. Das Gewölbe ist kühl und dunkel, der Wein hat hier immer eine konstante Temperatur.

Im Mauerwerk entdecken wir lauter Münzen, die einfach in die Fugen gesteckt wurden und auf einer Schnur sind lauter Geldscheine aufgereiht. Was es damit auf sich hat, konnten wir leider nicht weiter in Erfahrung bringen.

auch hier verfolgen uns die Auswirkungen der immer noch vorhandenen Pandemie, selbst Puppen will man offentsichtlich hier schützen, wovor eigentlich nochmal ?

nachdem wir uns das kleine Städtchen Tokaj angesehen und den leckeren Wein probiert haben fahren wir nun weiter auf der Suche nach einem Platz für die Nacht.

in der Nähe von Tokaj auf einem Weinberg finden wir einen sehr schönen und ruhigen Platz zum Übernachten. Ab und zu kommt noch ein Auto hier hoch gefahren, ob die Leute nur die Aussicht vom Berg genießen oder vielleicht von den Weinstöcken, die es hier ringsherum reichlich gibt, naschen wollen wissen wir nicht. Auf jeden Fall haben wir eine ent-spannte Nacht.

am nächsten Tag schauen wir uns auch die Kapelle, die hier oben auf dem Weinberg steht an. Sie ist klein und für Besucher geöffnet, das Innere der Kapelle ist relativ schlicht gehalten. Draußen befinden sich noch Steintische und Bänke, die zum verweilen einladen.

Natürlich gehen wir zwischen den Weinstöcken noch ein bisschen hin und her, dabei können wir uns hier und da eine kleine Nascherei von den köstlichen Trauben nicht verkneifen. Die Verführung war zu groß und das direkt aus der Natur.

wir fahren weiter nach Eger eine Stadt im Norden Ungarns, wo wir für einen Tag auf einem Campingplatz einchecken um einige Dinge zu erledigen, so zum Beispiel  Wäsche waschen, den Wassertank im Van wieder auffüllen und auch unsere Webseite aktualisieren, damit ihr weiterhin virtuell unsere große Reise durch Europa verfolgen könnt. Am späten Nachmittag bzw. schon frühen Abend schauen wir uns noch ein bisschen in unmittelbarer Gegend des Campingplatzes um.

Hier in Eger soll es das „Tal der schönen Frauen“ geben, keine Ahnung, was sich dahinter verbirgt. Das wollen wir erkunden und ziehen los. Wie sich herausstellt ist es ein Gebiet in Eger, in der Weinkeller an Weinkeller liegt, die meisten Keller sind geöffnet, so dass man entweder im Keller oder davor alles probieren und kaufen kann, was der Winzer so bietet. Es sollen ungefähr 200 Keller sein.

Natürlich gibt es hier auch Lokale, in denen man eine ordentliche Grundlage in den Magen legen kann, bevor es ans verkosten geht. Warum diese Gegend „Tal der schönen Frauen“ erschließt sich uns nicht. Es gibt verschiedene Legenden, wie es zu dem Namen kam, ob wegen einer Göttin oder einer besonders feschen Dame hier oder weil man sich hier alle Frauen schön trinken kann....man weiß es nicht.

Wir suchen uns einen Weinkeller aus, der auch urig aussieht und gehen hinein, um einen der guten Tropfen zu probieren. Ein paar Ungarn stehen hier mit Wein und unterhalten sich mit dem Winzer, wir gesellen uns dazu und bestellen einen roten Wein aus Eger, was sonst. Ehrlich, wir wissen nicht genau, welchen Wein wir trinken, soweit reichen die Deutschkenntnisse des Winzers bzw. unsere Weinkenntnisse nicht... aber das ist auch egal, der Wein schmeckt ausgezeichnet und wir stellen beide fest, dass wir keine pelzige Zunge bekommen. Aha, das spricht für die Qualität! Mit ein paar Worten deutsch und englisch der anderen Gäste kommen wir etwas holprig ins Gespräch und dann können wir uns weiter umschauen und auch ins Gewölbe nach ganz hinten gehen, wo die Weinfässer liegen.

einen besonderen Reiz hat die Ungarische Puszta

wir verlassen die Straße und gehen in die Steppe

Wir fahren in den kleinen Ort Hortobagy, mitten in der Puszta, dort befindet sich ein Gestüt, das es schon seit 1671 gibt. Hier werden die Noniuspferde gezüchtet, die vor allem zum ziehen von Kutschen geeignet sind und natürlich zum reiten. Die Noniusrasse hat ihren Namen vom Stammvater, einem Hengstfohlen, das ursprünglich im napoleonischen Krieg den Franzosen von den Österreichern gestohlen wurde und später zur Zucht hierher gebracht wurde.

Vor mehr als 300 Jahren wurde das Gestüt Mata gegründet, es gehört zu den ältesten Gestüten Ungarns und ist fester Bestandteil der Puszta. Bekannt ist es für die Reitkünste der Hortobagyer Pferdehirten und die Zucht der Noniuspferde und vieler anderer  Tiere wie zum Beispiel Hausbüffel, Graurinder und die besondere Art der Zackelschafe. Dies alles wollen wir uns in nächsten zwei Tagen anschauen.

In dem Gestüt befindet sich auch eine kleine Töpferei, in der man auch handgemachte Keramik kaufen kann. 

Mit einer Kutsche geht es nun hinaus in die Weiten der Steppe. Der Kutscher ist in typischer Tracht gekleidet und zwei Noniuspferde ziehen unseren Wagen.

die Zackelschafe mit ihren langen spitzen gedrehten Hörnern sehen lustig aus

Wir kommen zu einem der typischen Ziehbrunnen in der Steppe, daneben weiden Pferde und eine große Herde der bekannten Graurinder mit den langen breit geschwungenen Hörnern. Unsere ungarische Begleiterin berichtet, dass die Ziehbrunnen natürlich zum Wasserschöpfen für die Tiere errichtet wurden, aber sie dienten auch als Nachrichtenübermittler. Je nachdem, wie das Gestänge ausgerichtet war, konnten damit verschiedene Nachrichten weitergegeben werden, z.B. ob genug Wasser da ist, ob es eventuell schlecht ist oder ob irgendeine Gefahr besteht. Im flachen Land kann man die Brunnen ja schon Weitem sehen.

Die Graurinder werden schon seit Jahrhunderten hier gezüchtet, sie sind sehr ausdauernd und wurden deshalb als Ochsen zur Arbeit in der Landwirtschaft genutzt.

 Nach einer Weile kommen uns Reiter in ihrer typischen dunkelblauen Hirtentracht entgegen.

das erste Hirten-Kunststück was wir sehen ist die ungarische Post. Das sind 5 Pferde, drei vorn, zwei dahinter, der „Postillion“ steht auf dem Rücken der beiden hinteren Pferde, im wilden Galopp dreht er nun mehrmals seine Runden. Dies ist auf jeden Fall eine besondere Kunst der Fortbewegung, wir sind begeistert...

dann zeigen sie uns, wie ihre Pferde sich mit den Reitern flach auf den Boden legen, die Hirten knallen dann mit ihren langen Peitschen, dass es sich wie laute Schüsse anhört. Die Pferde bleiben dabei ganz ruhig; da Pferde sehr schreckhaft und Fluchttiere sind ist das eine antrainierte wirkliche Leistung. Wir amüsieren uns drüber, dass das mittlere Pferd während des Liegens Gras zupft und verspeist, es ist offensichtlich völlig entspannt. Trainiert wurden diese Übungen, um bei Bedarf mit den Pferden schnell in Deckung gehen zu können und sie resistent gegen das Knallen von Schüssen zu machen.Übrigens die Peitschen dienen nicht zum schlagen der Pferde.

Die Hirten, die "Csikos" , präsentieren sich noch einmal mit ihren prachtvollen Pferden

Zum Abschluss sehen wir noch eine Herde Büffel, die bereits während der Völkerwanderung mit dem Volk der Awaren aus Südasien hierher kamen. Diese Tiere müssen während des hiesigen Winters, der sehr kalt sein kann im Stall gehalten werden, aufgrund ihrer Herkunft bildet sich kein Winterfell. Sie liefern ausgezeichnetes Fleisch und die Milch ist für die Herstellung von echtem leckerem Mozzarellakäse.

Ein unvergesslicher Ausflug in die weite Steppe der ungarischen Puszta geht zu Ende, es war wunderschön!!!

Noch ein paar Eindrücke von unterwegs

für uns wird es nun Zeit und wir verlassen Ungarn in Richtung Rumänien, Land Nummer 10 unserer Reise durch Europa.